G8, Politik und Medien: Alles "Ernsthaft in Betracht ziehen"

Die Frankfurter Rundschau schreibt heute:
„Der in Heiligendamm ausgehandelte Text nimmt unter anderem positiv Bezug auf die Ziele der EU-Länder, Japans und Kanadas, wonach bis zum Jahr 2050 der Ausstoß an Kohlendioxid „mindestens“ um die Hälfte reduziert werden soll. Dieses Ziel sei „ernsthaft in Betracht zu ziehen“.

Das ist doch der blanke Hohn. Das heißt für mich, es wurden 125 Mio. Euro ausgegeben (wenn man nachrechnet kommt man vermutlich auf 250 Mio. Euro) und nichts ist passiert. Wenn ich jemandem auf die freundliche Tour absagen will, dann sage ich eben „ich denke drüber nach“, „mal sehen“ oder „ich ziehe es in Betracht“. Alles Schönrederei.

Was stört mich bei den Medienvertretern der Presse: Ich hatte in den letzten beiden Tagen den Eindruck, als würde man sich die Eskalation herbeireden und herbeiwünschen, damit man wieder „tolle Bilder“ einfangen kann, es erhöht ja auch die Quote. Es wurde nur über Eskalation-Deeskalation geredet, es wurden Stimmungen eingefangen. Ich habe aber den fachlich fundiert recherchierten Beitrag vermisst, der über Inhalte aufklärt. Das kann man von „Profi“-Journalisten eigentlich erwarten. Ehrlich gesagt interessiert es mich nicht, ob die beim Gipfel gestern kurz vor 14.30 Uhr noch ihre Erdbeertörtchen gegessen haben. Hierauf scheint man aber wesentlich höhere „journalistische“ Schwerpunkte gelegt zu haben. Schade. Es fehlte mir die fundierte Berichterstattung, genau dafür sind die Journalisten das was sie sind: Journalisten.
Es war aber alles lauwarm bis kalt. Ich gebe zu, dass es offensichtlich nicht einfach ist, an Informationen heranzukommen. Das wiederum kritisiere ich bei den Politikern, dass Sie blockieren, anstatt zu informieren.

Was stört mich an der Politik und den Politikern: Alles endlosen schwammiges dummes Gerede. Von den Milliardenversprechen an die Tsunamiopfer damals hat Deutschland nur ein Bruchteil seiner Verpflichtungen eingehalten. Alles leere Versprechen. Alles vergessen! Heute redet man darüber nicht mehr. Warum soll es jetzt anders sein? Was wissen wir Bürger eigentlich, außer dass parallel ein J-18 Gipfel stattfand, die Worte der Jugendlichen als „lästiges“ Pflichtprogramm angesehen wurde, George Bush eher Schokolade futterte als der Junge aus Tansania sprach, später aber dem gleichen Jungen gerne seinen Arm um die Schulter legte, für ein tolles Pressefoto….
Es wurde etwas über AIDS, Malaria und Hunger geredet. Was haben wir Bürger denn vorher gewusst, um an solchen Entscheidungen mitzuwirken?
Ich hätte mir hier eine frühe politische Debatte gewünscht, die die Meinungen, Sorgen und Wünsche der Bürger mit einbezieht. Ich für mich habe das absolut vermisst.

Wüssten die Bürger, worüber man an dem Gipfel wirklich spricht, bedarf es auch keiner Zäune. Argumente und Fakten sind stärker als Zäune, die braucht man nur, wenn einem gute Argumente fehlen. Der Medienberichterstattung ist die fachliche Kompetenz abhanden gekommen, da die Menschen, die hinter dieser Medienberichterstattung stehen (Redakteure, Journalisten, Kameramänner, Produktionsteams etc.) unter einem solch hohen Konkurrenzdruck stehen, dass man es schon wieder fast verstehen kann, dass ein Polizeiboot, dass brutal über ein Greenpeace-Schlauchboot fährt im Bilderpool eine höhere Downloadfrequenz und damit mehr Umsatz einbringt.

Für Politik, Politiker und Medienvertreter ist dieser G8-Gipfel wahrlich kein Aushängeschild!

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